Mein Blick auf den Ausbildungskurs in Chabeuil

Ich weiß nicht, ob es überhaupt möglich ist, den Gefühlen und der Stimmung die ich in Chabeuil erleben durfte in Worten gerecht zu werden, aber ich möchte es versuchen, um mich bei allen zu bedanken, die unseren Osterkurs so wundervoll gestaltet haben, beim gesamten Team, bei allen, die uns zum EJW gebracht haben und natürlich bei allen Teilnehmern, die diese Erfahrung so geprägt haben. Ich hoffe, dass jeder Jugendliche, der im EJW mitarbeitet, auch einmal diese Zeit in Chabeuil genießen und sich für die Juleica-Kurse begeistern lassen kann.

 

Schon zu Beginn haben uns unsere Teamer erzählt, wie sehr ihnen damals ihre eigene Zeit in Chabeuil gefallen hat und wie sehr sie die Menschen nach der Zeit vermisst haben. Wenn ich ehrlich bin, kam mir das ganze anfangs total übertrieben vor. Ich habe mir nicht vorstellen können wie viel man in acht Tagen lernen kann und wie sehr man sich verändert. Aber es ist richtig. Noch nie in meinem Leben durfte ich so viele wundervolle Menschen kennenlernen, die so unglaublich offen sind und einen direkt so aufnehmen wie man ist. Das, was man in der Vergangenheit erlebt hat und vielleicht auch Momente, die einen belastet haben, Zeiten, auf die man nicht stolz ist, all das trägt man in Päckchen gebündelt in seinem Rucksack mit sich herum. In Südfrankreich bin ich auf teilweise noch fremde Menschen gestoßen, aber während unserer Zeit durfte ich von ganz vielen Teilnehmern ihre Geschichte erfahren. Wir haben offen über diese Zeiten gesprochen und auch, wie sich dadurch unsere Beziehung zu Gott verändert hat.

Im Großen und Ganzen haben wir alle Aktionen immer in komplett neu durchmischten Gruppen gestartet. Allerdings gab es fünf Mal in unserem Aufenthalt in Südfrankreich die Gesprächsgruppen. Man hatte in dieser Gruppe immer dieselben Teilnehmer und zwei feste Teamer. Vor allem zu Beginn konnte man sich in diesen kleineren Gruppen besser öffnen.

 

Wir haben so viel gemeinsam lernen und erleben dürfen. Jeder Tag hat mit einem Morgenlob begonnen vor einem gemeinsamen Frühstück. Im Anschluss gab es jeweils vor und nach dem Mittagessen Programm. Jede Gruppenarbeit hat uns neben den Inhalten auch dazu verholfen, andere Wege zu finden, um in unseren eigenen Gruppenstunden Inhalte ansprechend zu übermitteln und einen passenden Einstieg zu finden.

 

Als Hauptthema hatten wir natürlich Ostern und haben dazu jeden Tag besprochen. Begonnen hat es mit Gründonnerstag über Karfreitag und am letzten Tag dann Ostersonntag mit der Osternacht. Am Gründonnerstag haben unsere Teamer uns statt dem ganz normalen Abendessen mit langen, schön gedeckten Tischen überrascht. Wir hatten zuvor zusammen Abendmahl gefeiert und dann in gemischten Gruppen zu Abend gegessen. Wir sollten uns besonders darauf konzentrieren, für die anderen zu sorgen. Eigentlich war es darauf bezogen, dass wir jedem das Essen reichen und Wasser einschenken sollen, bevor gefragt wird. Irgendwann haben wir es dann übertrieben und uns gegenseitig das Glas gehalten, während der anderer trinkt. Aber auch dieser Abend hat, glaube ich, jedem Spaß gemacht. Jede Aktion war besonders. Allerdings werden für mich die letzten beiden Tage und der letzte Abend vor allen anderen in meinen Erinnerungen bleiben. Für den Karfreitag haben wir nach dem Mittagessen angefangen, in Gruppen einen Kreuzweg vorzubereiten. Jede Gruppe war für eine Station auf dem Leidensweg Jesu verantwortlich. Wir haben als Anspiele kleine Theaterstücke geschrieben und einstudiert. Nach dem Abendessen, nach Einbruch der Dunkelheit sind wir alle gemeinsam mit Fackeln losgelaufen und sind den Kreuzweg in kompletter Stille abgelaufen.

 

Als wir wieder zurückgekommen sind, waren wir tatsächlich in einer sehr andächtigen Stimmung und sind ohne viel zu reden in unsere Betten.

Der letzte Tag war für mich der schönste Tag, auch wenn schon morgens klar war, dass wir abends unsere Sachen packen müssen. Am Abend haben wir die Osternacht gefeiert. Eigentlich sollte es ein fröhliches Fest werden, es war auch wunderschön aber anders als geplant.

 

Erstmal sind wir wieder zusammen zu einer Station gelaufen. Das Grab war nachgebaut worden, es war bereits offen. Es gab wieder ein kleines Anspiel durch unsere Teamer, dann haben wir alle eine kleine Kerze bekommen und sind zusammen singend zurück gelaufen. Unser Tagesraum war wieder wunderschön gestaltet worden. Wir saßen auf Teppichen und Hockern und haben zusammen gesungen. Wir konnten uns Segnen lassen, auch gemeinsam mit unseren gefundenen Freunden, durften aufschreiben, was uns besonders berührt hat und was wir für die Zeit danach mitnehmen wollen. Irgendwann saßen alle wieder und statt des fröhlichen Festes, das wir feiern wollten, weil Jesus auferstanden war, weinte, glaube ich,  früher oder später fast jeder. Wir waren zu einer Gemeinschaft geworden, in der immer jemand da war, jeder aufgenommen wurde, und wenn man es gebraucht hat auch mal eine Stütze gefunden hat. Wir haben uns gegenseitig unterstützt und zugehört. An diesem Abend ist uns plötzlich bewusst  geworden, wie viel das wirklich wert ist und auch, dass das jetzt vorbei ist. Auch wenn das jetzt seltsam klingt, ich bin unglaublich dankbar, dass wir diesen Abend hatten, wir alle weinen konnten, ohne uns dafür schämen zu müssen, zu sehen, dass das alles auch unsere Teamer berührt hat. Wir haben ein letztes Mal zusammen Abendmahl gefeiert und mit Tränen in den Augen Oceans gesungen, das Lied, das uns schon die ganze Zeit begleitet hat.

Für die Osternacht haben wir noch zusammen das Osterfeuer entzündet, wieder gesungen und zusammen getanzt. Lachen und Weinen hat sich irgendwie vermischt und wir haben noch lange geredet. An diesem Abend gab es keine Nachtruhe und wir hatten die Möglichkeit, allen nochmal Briefe zu schreiben und sie in Umschläge zu stecken mit unserem Foto drauf. So hatten wir die Möglichkeit, einzelnen Menschen nochmal danke zu sagen und ihnen mitzugeben, wie viel sie für diese Zeit gegeben haben. Auf der Heimreise haben wir auch wieder gesungen, allerdings mit positiver Stimmung. Wir haben die Chance genutzt die Zeit nochmal zusammen zu genießen.

 

Alles in allem möchte ich sagen, dass diese Zeit mit Abstand die schönste war und ich bin unglaublich dankbar, dass ich die anderen Teilnehmer kennenlernen durfte, dass wir so unglaublich aufmerksame Teamer hatten, die das Programm komplett geändert haben, wenn wir in anderer Stimmung als erwartet waren, die uns in den Arm genommen haben, wenn wir traurig waren und uns am letzten Abend alle mit Taschentüchern versorgt haben. Danke für jede Abendandacht, bei der die Teamer uns ihre Geschichte anvertraut haben, für jedes Lied, das wir gemeinsam singen konnten, für jedes Durchmischen der schon gebildeten Gruppen, was dafür gesorgt hat, dass wir auch jetzt noch in Kontakt sind.

Ich hoffe, dass ich zumindest die meisten im nächsten Juleica-Kurs wiedersehen darf und freue mich schon jetzt auf die Zeit im Herbst.

 

~Kathi